Das
Buch von Bonnie Poitras Tucker ist eines der faszinierendsten Werke, das
ich in letzter Zeit gelesen habe. Bonnie ist taub,
doch mit Fantasie und Hartnäckigkeit meistert sie ihr Leben so gut, dass
viele nicht einmal etwas von ihrem Handicap bemerken.
In diesem Buch schildert sie ihre Geschichte so anschaulich uns
faszinierend, dass wir den Klang der Dinge um uns herum ganz neu
wahrnehmen.
Bonnie Tucker kann in der Dunkelheit nicht reden, weil sie von den
Lippen ablesen muss. Sie spricht aber so perfekt, dass andere ihr ihre
Taubheit gar nicht abnehmen. Für mich ganz
faszinierend: Sie ist 1939 geboren und wächst in einer Zeit auf, in der
Taubsein lieber verschwiegen wurde.
Bonnie Tucker kann darum lange Jahre ihre Taubheit
nicht akzeptieren. Trotzdem war ihr immer klar, dass sie in der hörenden
Welt leben wollte. Sie schildert spannend und faszinierend ihre
Erfahrungen mit hörenden Menschen. Ihr Ziel war immer, als normaler
Mensch in der hörenden Welt zu leben. Sie lernt Klavier spielen (sie
fühlt die Töne), weil sie in der Schule die einzige war, die den King
Elvis nicht kannte.
An der Uni wird sie nicht angenommen; aber erst nachdem sie sagt, dass
sie taub sei. Sie studiert Journalistik, heiratet, wird Mutter dreier
Kinder. Nach siebzehn Jahren scheitert die Ehe, weil ihr Mann die
Taubheit seiner Frau nicht mehr aushalten kann.
Nach einem verzweifelten Moment nimmt Bonnie ihr Leben neu in die Hand,
studiert Jura und wird zu einer erfolgreichen und führenden
Jura-Professorin mit dem Fachgebiet Behindertenrecht.
Bonnie Tucker lehnt die Gehörlosenkultur und die Gebärdensprache für
sich - aber nicht generell - ab. Das Buch ist ein einziges Plädoyer für
die Hörgerichtetheit und die lautsprachliche Grundhaltung.
Mein Urteil: Sehr empfehlenswert und unbedingt lesen!
Bonnie Poitras Tucker
Der Klang von fallendem Schnee
Bastei Lübbe 2001
ISBN 3-404-61474-7 |
Kleine Lauscher
Hessische Elterninitiative zur lautsprachlichen Förderung
hörgeschädigter Kinder e. V.
www.kleine-lauscher.de
info@kleine-lauscher.de
21.11.2001
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