Im August 2000 war es soweit, Hannas erster Tag im
Kindergarten! Wer aufgeregter war, Hanna, Hannas Eltern oder wir
Betreuer, ist im nachhinein nur schwer zu sagen. Schließlich ist Hanna
unser erstes hörgeschädigtes Kind mit einem CI, das unsere integrative
Gruppe besucht. Unsere Kindertagesstätte betreut zur Zeit 90 Kinder in
vier altersgemischten Gruppen. Eine der Gruppen wird als integrative
Gruppe geführt. In dieser Gruppe sind 10 sogenannte Regelkinder und 5
Integrativkinder mit diversen Behinderungen. Obwohl im Vorfeld
selbstverständlich intensive Gespräche mit Hannas Eltern stattfanden und
diese uns schon sehr viel über ihr Kind und ihren »Leidensweg«
erzählten, konnten wir uns letztendlich doch kein richtiges
Bild von ihr machen.
Zumal Hannas Wortschatz zu diesem Zeitpunkt noch recht spärlich war und
ihre Aussprache noch sehr undeutlich, machten wir uns Sorgen, inwieweit
sie sich in der Gruppe zurechtfinden und Freunde finden wird. Auch der
Gedanke, dass beim täglichen Spielen und Toben Hannas Implantat zu Bruch
gehen könnte, bereitete uns Kopfzerbrechen.
Doch es zeigte sich sehr schnell, dass alle diese Gedanken unbegründet
waren. Hanna war von den anderen Kindern vom ersten Tag an begeistert,
sie bemühte sich sehr, den anderen nachzueifern und so Kontakt zu den
anderen Kindern zu bekommen. Damit Hannas Behinderung für die anderen
Gruppenkinder »normal« wurde, haben wir in unseren täglichen Sitzkreisen
Hannas Gehörlosigkeit und vor allem ihr CI zum Thema gemacht und genau
erklärt. Es zeigte sich, dass die anderen Kinder daran, wie auch an den
Behinderungen der anderen vier Integrationskinder, viel Interesse
zeigten und vor allem von Hannas »kleinem Gerät am Ohr« begeistert
waren.
Lustig für uns alle war die Situation, als zum ersten Mal Hannas Akku
leer wurde und dies durch ein lautes Piepsen zu hören war. Die Kinder
waren ganz aufgeregt und riefen mit den Worten »Ein Handy piepst an
Hannas Ohren« lautstark nach einem Erwachsenen.
Mittlerweile ist dieses Piepsen für alle ganz normal geworden und schön
ist es, dass die Kinder so besorgt um Hannas CI sind, dass sie bereits
bei dem kleinsten Piepsgeräusch, welches das Gerät von sich gibt, sofort
einen Erwachsenen rufen.
Durch den guten Kontakt zu den anderen Kindern hat sich Hannas
Wortschatz und ihre Aussprache enorm gesteigert. Sprachliche Probleme
mit anderen Kindern existieren so gut wie nicht. Auch wenn nicht immer
alles, was Hanna sagen möchte, verstanden wird, stellt dies kein Problem
für die anderen Kinder der Gruppe dar. Durch viele Gespräche haben die
»Regelkinder« verstanden, dass jeder Mensch Stärken und Schwächen hat
und es in unserer Gruppe Kinder gibt, die gewisse Dinge nicht oder nur
sehr schwer durchführen können. Hannas »nicht gut hören können« und
damit verbunden ihr »nicht gut sprechen können« ist somit genauso
verinnerlicht und damit selbstverständlich geworden, wie die
Behinderungen unserer anderen vier Integrationskinder.
Zu unserer Freude hat Hanna einen sehr guten Kontakt zu allen Kindern
mit und ohne Behinderung bekommen und steht den anderen im
»Quatschmachen« in nichts nach. Sehr schnell lernte sie, dass man in der
Gruppe so manchen Blödsinn anstellen kann und ist mittlerweile in
unserer Einrichtung als kleiner Wirbelwind bei allen bekannt. |
Kleine Lauscher
Hessische Elterninitiative zur lautsprachlichen Förderung
hörgeschädigter Kinder e. V.
www.kleine-lauscher.de
info@kleine-lauscher.de
30.05.2001
LP 1/2001
Bericht |
Nicole Lies
(Erzieherin) |
Kindertagesstätte |
Katholische
Integrative Kindertagesstätte St. Christophorus
Rebenstraße 4
64646 Heppenheim |
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