Gebärdensprache
Die Gebärdensprache ist die Kommunikationsform der Menschen, die
völlig gehörlos sind. Es ist eine Sprache mit eigenem Vokabular und
eigener Syntax. Gehörlose Kleinkinder können sehr schnell die Ansätze
der Gebärdensprache erlernen, Erwachsenen fällt das schwerer.
Eine vollständige Kommunikation zwischen
gebärdenden Kindern und ihren nicht oder nur bruchstückhaft
gebärdenden Eltern ist unmöglich. Die Möglichkeit der Kommunikation
mit einer nicht gebärdenden Umwelt ist noch erheblich eingeschränkter.
In der Regel fühlen sich gebärdende Gehörlose deshalb in der
Gesellschaft anderer Gehörloser, die ebenfalls Gebärden verwenden, am
besten verstanden.
Lautsprachbegleitende Gebärden
Der Einsatz von Gebärden zusätzlich zur Lautsprache
ist dann sinnvoll, wenn eine rein lautsprachliche Erziehung zu geringe
Erfolge zeigt. Die die Lautsprache begleitende Gebärde kann dann sehr
hilfreich für die Verständigung sein.
Lautsprachbegleitend zu gebärden ist allerdings
schwer, da Lautsprache und Gebärdensprache in unterschiedlichen
Geschwindigkeiten und unterschiedlichen Strukturen ablaufen. Da bei
hörgeschädigten Menschen in der Regel der visuelle Sinn ausgeprägter
ist als der auditive, wird deshalb die Lautsprache rasch in den
Hintergrund gedrängt.
Hör-Spracherziehung
Die reine Hör-Spracherziehung ist Dank moderner
Hörgerätetechnik und CI bei allen Kindern erfolgversprechend, bei
denen trotz der Diagnose „gehörlos“ noch Hörreste vorliegen. Sie
orientiert sich an der Entwicklung normalhörender Kinder und verfolgt
das Ziel, die hörgeschädigten Kinder in die hörende und sprechende
Welt zu integrieren. Dies setzt allerdings voraus, dass das Kind
optimal gefördert wird (Eltern, Frühförderung, Rehabilitation in einem
Cochlea-Implant-Centrum, Logopädie usw.)
Hör-Spracherziehung fordert Eltern und
hörgeschädigte Kinder gleichermaßen stark. Eltern und Kinder werden
zum täglichen Hören- und Sprechenlernen angeleitet.
Bilinguale Erziehung
»Eine Hypothese, die dem Bilingualismuskonzept
zugrunde liegt, ist die Annahme, auf der Basis der Gebärdensprache
könne sich die Lautsprache besser entwickeln, als dies bisher ohne
Gebärde als Erstsprache der Fall war. Der größte Teil der
Kommunikation verläuft aber in Gebärdensprache. Der Einsatz der
Lautsprache reduziert sich auf bestimmte Unterrichtsstunden
(Sprachunterricht). In allen anderen Fällen wird die Gebärde in die
Kommunikation miteinbezogen.
Berichte aus den Ländern, in denen eine
zweisprachige Erziehung in Gebärden- und Lautsprache erfolgt, zeigen,
dass sich die Lautsprachkompetenz der Gehörlosen nicht verbessert hat.
Im Gegenteil: der lautsprachliche Erfolg dieser Schüler
verschlechterte sich im Vergleich zu den rein lautsprachlich
ausgerichteten Schülern.
Osberger und Robbins (1994) fanden in ihrer Studie,
..., dass Kinder, die eine lautsprachliche Erziehung erfuhren eine
signifikant bessere Sprachintelligenz hatten, als diejenigen, die
bilingual erzogen wurden.«
(aus: G. Diller: Hören mit Cochlear-Implant, FB
1995, 41f)
Die Meinung der
KLEINEN LAUSCHER
Unser Ziel ist, die Kinder (hörender Eltern) in die
hörende und sprechende Welt zu integrieren.
Wir lehnen es aber ab, dass die DGS obligatorisch
in den Frühförderbereich integriert wird oder zum Pflichtfach wird,
weil wir denken, dass optimal versorgte und geförderte Kinder neben
der Lautsprache keine weitere Sprache brauchen.
Allerdings sollte jeder, der Gebärdensprache
braucht (Gehörlose, Kinder gehörloser Eltern, Kinder bei denen auch
eine optimale Hörgeräte- bzw. CI-Versorgung keine Verbesserung der
Sprache bringt) die Möglichkeit des raschen Erlernens der Gebärde
haben.
Die Politiker haben die Aufgabe, die
Wahlmöglichkeiten zu schaffen, dass jeder nach seinen Bedürfnissen
frei entscheiden kann.