Gebärdensprache contra Lautsprache?!

Der Weg ist das Ziel

Gebärdensprache

Die Gebärdensprache ist die Kommunikationsform der Menschen, die völlig gehörlos sind. Es ist eine Sprache mit eigenem Vokabular und eigener Syntax. Gehörlose Kleinkinder können sehr schnell die Ansätze der Gebärdensprache erlernen, Erwachsenen fällt das schwerer.

Eine vollständige Kommunikation zwischen gebärdenden Kindern und ihren nicht oder nur bruchstückhaft gebärdenden Eltern ist unmöglich. Die Möglichkeit der Kommunikation mit einer nicht gebärdenden Umwelt ist noch erheblich eingeschränkter. In der Regel fühlen sich gebärdende Gehörlose deshalb in der Gesellschaft anderer Gehörloser, die ebenfalls Gebärden verwenden, am besten verstanden.

 

Lautsprachbegleitende Gebärden

Der Einsatz von Gebärden zusätzlich zur Lautsprache ist dann sinnvoll, wenn eine rein lautsprachliche Erziehung zu geringe Erfolge zeigt. Die die Lautsprache begleitende Gebärde kann dann sehr hilfreich für die Verständigung sein.

Lautsprachbegleitend zu gebärden ist allerdings schwer, da Lautsprache und Gebärdensprache in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und unterschiedlichen Strukturen ablaufen. Da bei hörgeschädigten Menschen in der Regel der visuelle Sinn ausgeprägter ist als der auditive, wird deshalb die Lautsprache rasch in den Hintergrund gedrängt.

 

Hör-Spracherziehung

Die reine Hör-Spracherziehung ist Dank moderner Hörgerätetechnik und CI bei allen Kindern erfolgversprechend, bei denen trotz der Diagnose „gehörlos“ noch Hörreste vorliegen. Sie orientiert sich an der Entwicklung normalhörender Kinder und verfolgt das Ziel, die hörgeschädigten Kinder in die hörende und sprechende Welt zu integrieren. Dies setzt allerdings voraus, dass das Kind optimal gefördert wird (Eltern, Frühförderung, Rehabilitation in einem Cochlea-Implant-Centrum, Logopädie usw.)

Hör-Spracherziehung fordert Eltern und hörgeschädigte Kinder gleichermaßen stark. Eltern und Kinder werden zum täglichen Hören- und Sprechenlernen angeleitet.

 

Bilinguale Erziehung

»Eine Hypothese, die dem Bilingualismuskonzept zugrunde liegt, ist die Annahme, auf der Basis der Gebärdensprache könne sich die Lautsprache besser entwickeln, als dies bisher ohne Gebärde als Erstsprache der Fall war. Der größte Teil der Kommunikation verläuft aber in Gebärdensprache. Der Einsatz der Lautsprache reduziert sich auf bestimmte Unterrichtsstunden (Sprachunterricht). In allen anderen Fällen wird die Gebärde in die Kommunikation miteinbezogen.

Berichte aus den Ländern, in denen eine zweisprachige Erziehung in Gebärden- und Lautsprache erfolgt, zeigen, dass sich die Lautsprachkompetenz der Gehörlosen nicht verbessert hat. Im Gegenteil: der lautsprachliche Erfolg dieser Schüler verschlechterte sich im Vergleich zu den rein lautsprachlich ausgerichteten Schülern.

Osberger und Robbins (1994) fanden in ihrer Studie, ..., dass Kinder, die eine lautsprachliche Erziehung erfuhren eine signifikant bessere Sprachintelligenz hatten, als diejenigen, die bilingual erzogen wurden.«

(aus: G. Diller: Hören mit Cochlear-Implant, FB 1995, 41f)

 

Die Meinung der KLEINEN LAUSCHER

Unser Ziel ist, die Kinder (hörender Eltern) in die hörende und sprechende Welt zu integrieren.

Wir lehnen es aber ab, dass die DGS obligatorisch in den Frühförderbereich integriert wird oder zum Pflichtfach wird, weil wir denken, dass optimal versorgte und geförderte Kinder neben der Lautsprache keine weitere Sprache brauchen.

Allerdings sollte jeder, der Gebärdensprache braucht (Gehörlose, Kinder gehörloser Eltern, Kinder bei denen auch eine optimale Hörgeräte- bzw. CI-Versorgung keine Verbesserung der Sprache bringt) die Möglichkeit des raschen Erlernens der Gebärde haben.

Die Politiker haben die Aufgabe, die Wahlmöglichkeiten zu schaffen, dass jeder nach seinen Bedürfnissen frei entscheiden kann.

Kleine Lauscher

Hessische Elterninitiative zur lautsprachlichen Förderung hörgeschädigter Kinder e. V.

www.kleine-lauscher.de

info@kleine-lauscher.de

 

01.05.2000