Hallo liebe Familie H*******!
Wir sind Patricia Görtz (gehörlos) und Bernd Werner (schwerhörig), nicht
verheiratet und haben eine 4-jährige Tochter Lisa-Marie. Sie trägt seit
dem 18.11.1998 ein CI.
Bei einer HNO-Untersuchung 1997 wurde bei Lisa-Marie eine hochgradige
Schwerhörigkeit festgestellt. Also ging man daran, ein Hörgerät zu
beschaffen. Aber unsere Lisa weigerte sich hartnäckig, etwas im Ohr oder
hinter dem Ohr was zu tragen. Hat also nie ein Hörgerät ausprobiert.
Dann sagte man uns an der Uni-Klinik in Frankfurt/Main von der
CI-Möglichkeit. Unsere Reaktion war helle Empörung, wir sind da sofort
raus gelaufen. Bis dahin hatten wir nur Schlechtes über CI gehört. Naja,
wir fanden uns eben ab, ein hörgeschädigtes Kind zu haben. War auch
nicht schlecht: Zu Hause in Zukunft nur DGS, Lisa geht eben in eine
Schwerhörigen- oder Gehörlosen-Schule ...
Nur ich (Bernd) machte mir Gedanken über CI. Es muss was dahinter
stecken, das Gute am CI. Also fuhr ich paar mal heimlich nach Friedberg
(Hessen) zum CI-Centrum. Ich wollte mir alles mit eigenen Augen ansehen
und vergleichen, was ich über CI gelesen habe. Habe mich extra nicht von
den Betreuern und dem Professor Diller beeinflussen lassen. Dann ging
ich langsam auf meine Lebensgefährtin zu und brachte es ihr nach und
nach bei. Schließlich fuhren wir beide nach Friedberg. Die gesamte
Versorgung und Betreuung der CI-Kinder dort hat uns sehr überzeugt. Vor
allem müssen Kinder so früh wie möglich operiert werden. Mit 4 Jahren
ist es zu spät.
Klar: Die OP ist großer Mist und ein Zwang. Wir haben deswegen auch sehr
lange überlegt - Ja oder Nein für CI. Dann dachten wir: Wenn Lisa ohne
CI aufwächst und mal 16 Jahre alt ist, dann kommt bestimmt die Frage:
"Papa und Mama, warum habt ihr mich damals nicht operiert? Meine
Freundinnen können alle hören mit CI, telefonieren und mit Hörenden gut
unterhalten...." Dann wird es grausam! Patricia wollte immer so gern
hören, wie ist die Musik, was reden Hörende usw. ...Gehörlos ist auch
nicht so schlimm, aber trotzdem auch großer Mist. Immer Probleme ...
Dann sprachen wir mit Professoren und Ärzten der Uni Frankfurt/Main,
auch mit dem Operateur Dr. Kiefer. Wir wurden sehr stark beruhigt und
gebeten, den Ärzten zu vertrauen. Nun, am 18.11.98 wurde Lisa operiert.
Für uns war alles sehr, sehr schlimm: Vor der OP, während der OP und
nach der OP. Unsere arme kleine fröhliche Lisa....nun werden an ihr die
schönen Haare abrasiert (50%),es gibt viel Blut und heraus kam sie nach
4 Stunden mit einem sehr dicken Kopfverband. Sie lag dann da und
wimmerte nur (wir hatten von da an alles wieder bereut!!). Aber unsere
kleine Lisa war so stark und immer noch fröhlich.4 Std. nach der OP
wollte sie aufstehen und spielen (!!),am nächsten Morgen lief und rannte
(!!) sie mit ihrem Kopfverband und der großen OP-Narbe die
Krankenhausflure hin und her. Alle haben gestaunt und wir waren so froh.
Dr. Kiefer sind wir heute noch sehr dankbar für seine Leistung.
2 Wochen später bekam sie ein Clarion-CI. Nun mussten wir viel üben mit
ihr: das Hören, die DGS (sehr wichtig für CI-Kinder) und das Sprechen.
Extra wegen dem Hören haben wir Lisa zu einer hörenden Tagesmutter
gegeben. Die 1 1/2 Jahre bei Ihr war ein großer Fortschritt für Lisa.
Sie hat eine schöne Stimme und fing langsam an zu sprechen. Erst
gebärden, dann sprechen.
Dann brachten wir sie in eine normale Kita bei uns in der Nähe. Dort
bekam sie einen persönlichen Vorschub. Dort hatte sie Kinder, die den
ganzen Tag mit Lisa sprachen, dort gab es Musik. Heute, nach einem
halben Jahr Kita kann sie sehr gut sprechen (für ihr Höralter von 2
Jahren!) und hören (viel besser als Papa mit Hörgerät). Die Gebärden
kann sie auch so gut wie gleichaltrige gehörlose Kinder. Lisa liebt die
Musik wie verrückt. Sie singt auch oft alleine Kinderlieder. Und ist, so
die Leiterin, "das fröhlichste Kind in der Kita". |
Kleine Lauscher
Hessische Elterninitiative zur lautsprachlichen Förderung
hörgeschädigter Kinder e. V.
www.kleine-lauscher.de
info@kleine-lauscher.de
01.05.2001
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