|
Es war Weihnachten 2001 und meine Eltern besuchten
uns gerade in Managua, Nicaragua, als sie zu mir meinten, dass Viviana
nicht gut hören würde. Ich hatte Alicia im Arm, unsere zweite Tochter,
damals gerade einen Monat auf der Welt. Energisch wies ich diese
Feststellung weit von mir: „ Was wollt ihr denn? Unser Kind ist doch
perfekt!“ Viviana, unsere erste Tochter war damals knapp zwei Jahre alt
und wir warteten täglich darauf, dass sie nun ihr erstes deutsches oder
spanisches Wort sprechen würde.
Doch schon bald stand fest, dass sie unter „an Taubheit grenzender
Schwerhörigkeit“ leidet. Dies machte uns zunächst fassungslos und ich
war sehr traurig.
Doch jetzt galt es, nicht den Kopf in den Sand zu stecken!
Die Ergebnisse der Klinik in Managua wurden uns hier in Deutschland
bestätigt und Viviana im Juni 2002 beidseitig mit Hörgeräten versorgt.
Im Herbst entschieden wir uns, dass Viviana ein Cochlear Implantat
erhalten sollte, da die Hörtests aussagten, dass sie mit Hörgeräten
alleine, nur schwierig Sprache erlernen würde.
Wir entschlossen uns parallel dazu, wieder nach Deutschland umzuziehen,
wo eine bessere medizinische Versorgung und vor allem eine umfassende
Beratung und Frühförderung für sie möglich ist.
Seit Januar 2003 trägt Viviana also links das CI Nucleus 3G, der Firma
Cochlear und hat sich prächtig entwickelt. Sie besuchte drei Jahre den
evangelischen Kindergarten bei uns im Ort, indem sie einen
Integrationsplatz hatte. Einmal wöchentlich kam dort die ambulante
Frühförderin zu Besuch oder die Sitzungen fanden bei uns zu Hause statt.
Im Kindergarten hatte Viviana viel Spaß und gemeinsam mit ihrer kleinen
Schwester Alicia heckten sie gerne lustige Sachen aus.
Im Juli 2005 bekam Viviana rechts ihr zweites CI, ein Nucleus Freedom,
auf das Viviana sehr stolz ist. Beide Eingriffe fanden in der
Universitätsklinik Frankfurt am Main statt, wo wir hervorragend betreut
wurden. Zur Reha fahren wir in das CIC Rhein-Main in Friedberg.
Auf ihre Einschulung in die Regelgrundschule in unserem Wohnort freute
sich Viviana sehr. Im September 2006 war es soweit und die ersten beiden
Schuljahre vergingen wie im Flug. Die sehr erfahrene, offene und
liebenswürdige Klassenlehrerin unterstützte sie und der Schulalltag war
für Viviana gut zu meistern. Die positive Einstellung und der starke
Wille unserer Tochter sowie die Ermutigung durch Ärzte und Therapeuten
halfen uns auch bei der Entscheidung, wieder ins Ausland zu gehen. So
sagte mein Mann seinem Arbeitgeber zu, als er eine interessante Stelle
in Mosambik angeboten bekam.
Im August 2008 fand die Ausreise aus Deutschland statt und seitdem leben
wir in Maputo, der Hauptstadt Mosambiks. Viviana besucht dort, gemeinsam
mit ihrer Schwester, die American International School of Mosambique.
Alicia wurde eingeschult und Viviana in das dritte Schuljahr
aufgenommen. Der Unterricht findet in Englisch statt, als zweite
Fremdsprache wird Portugiesisch erteilt. Um 7:30 beginnt die Schule und
endet täglich um 14:30 Uhr, nachmittags gibt es zusätzlich Sport- und
andere Freizeitangebote, an denen die Kinder teilnehmen können.
In unserer Maputo-Ecke könnt ihr mehr über unser Leben in Mosambique
erfahren.
Seitdem wir die Diagnose von Vivianas Hörstörung erfuhren, habe ich mich
sehr intensiv mit dem Thema befasst, einige Seminare und Workshops
besucht und bin stetig bemüht, Viviana so gut wie möglich in unserem
ganz normalen Alltag zu fördern. Sehr hilfreich und ermutigend dabei,
ist immer wieder der Kontakt und Austausch mit und zu den anderen
betroffenen Eltern. Sie haben auch die besten praktischen Tipps und die
aktuellsten Neuigkeiten. Wir sind froh, uns gemeinsam mit den anderen
Mitgliedern der „Kleinen Lauscher Familie“ für die Belange und
Interessen unserer hörgeschädigten Kinder zu engagieren sowie auf
Probleme hinzuweisen. Ich freue mich, wenn ich andere Eltern beratend
unterstützen kann und stehe gerne für Gespräche zur Verfügung.
Sabine Letzel-Wilhelm
|
Kleine Lauscher
Elterninitiative zur lautsprachlichen Förderung
hörgeschädigter Kinder e. V.
www.kleine-lauscher.de
info@kleine-lauscher.de
02.03.2009
|
